Wandern auf dem Weg der Liebe, relaxen im Badehaus, übernachten im Zirben-Biwak, Buchtenwandern mit einem Ruderboot, das alles ist romantische Erholung am Millstätter See.
Wandern auf dem Weg der Liebe, relaxen im Badehaus, übernachten im Zirben-Biwak, Buchtenwandern mit einem Ruderboot, das alles ist romantische Erholung am Millstätter See.
Every breath you take klingt aus den Lautsprechern des Taxis, das uns zur Schwaigerhütte hinauf bringt. Könnte ein romantischer Ausflug klischeehafter beginnen, frage ich mich? Amüsiert über diesen Zufall steigen wir bei der Hütte aus und nehmen unseren Picknick-Rucksack entgegen. Der alte Wirt bietet sich mit einem Augenzwinkern als meine Begleitung an. In diesem Moment eigentlich keine schlechte Alternative, denn genervt beginne ich gerade mit meinem Freund eine Diskussion über Sinn oder Unsinn, einen gefühlt 10 Kilogramm schweren Rucksack voll mit Essen auf eine Wanderung mitzunehmen. Einen „Light is right“-Verfechter davon zu überzeugen ist kein Kinderspiel. Um die Diskussion zu beenden, schnalle ich mir den Rucksack auf den Rücken. Bei den ersten Höhenmetern bekommt, „Every breath you take“ eine ganz neue Bedeutung.
Nachdem wir die ersten Meter hintereinander her gestapft sind, stimmen uns die umliegenden Blumenwiesen, der wunderschöne Ausblick auf den Millstätter See und die Nockberge milde. Die aufziehenden Wolken lassen uns schon bald nach der Alexander Hütte unser Picknick ausbreiten. Den Mund voll herzhaftem Speck, frischem Liptauer und Brot ist auch die Stimmung wieder ausgelassen und wir können über die anfängliche Diskussion schon lachen. Liebe geht anscheinend wirklich durch den Magen.
So folgen wir gestärkt mal Hand in Hand, mal den Fußstapfen des Anderen folgend, mal pausierend auf einem der Felsen, dem „Weg der Liebe - Sentiero dell' Amore“ bis zum Granattor hinüber. Fragen zur Liebe regen entlang des Weges die Gedanken an. An einer bleibe ich hängen: „Was gibt eurer Beziehung Kraft?“ Ich glaube es ist die Summe der kleinen Momente, die einen vereinen und die Beziehung stärken. Momente in denen man zusammen ist, etwas erlebt, diskutiert, sich versöhnt, gemeinsam lacht und die Gewissheit, dass alles Erlebte am Ende zu Geschichten wird, die man sich gegenseitig erzählen kann.
Am Granattor angekommen, türmen sich die Wolken immer höher auf und veranlassen uns einen schnellen Abstieg zur Lammersdorfer Hütte zu wählen. Am Weg schillern die Steine und wie das Granattor stellen sie die großen Granat-Vorkommnisse hier in dieser Region zur Schau. Unten an der Hütte angekommen, können wir doch noch einen Moment in der Sonne verweilen, bevor die ersten kühlen Tropfen auf unsere warme Haut fallen. Das Taxi bringt uns zurück zum Auto und wir freuen uns auf eine kleine Auszeit in unserem Biwak, das ganz oben über dem Campingplatz Pesenthein thront.
Das Biwak „Freiheit-Libertà“ empfängt uns hell und freundlich und mit einem unwiderstehlichen Zirben-Duft. Schlicht und einfach schön ist es. Vom Bett haben wir eine wunderschöne Sicht auf den See, über dem sich gerade ein Gewitter entlädt. Blitze zucken am Himmel und das Donnern klingt durch die dünnen Wände ganz nah. Der Regen trommelt auf das Dach und am gleichmäßigen Heben und Senken der Brust meines Freundes, erkenne ich, dass er eingeschlafen ist.
Das Biwak wird zu unserem Zufluchtsort und mir kommt der Gedanke, dass Ankommen in dem Moment passiert, in dem nichts zu tun ist, keine Anforderungen zu erfüllen sind, und man einfach nur hier in diesem Moment sein kann und die Nähe des anderen spürt. Während mein Freund selig schläft, beobachte ich die Oberfläche des Sees, auf der sich durch Wind und Regen immer neue Muster abwechseln.
Das Gewitter ist vorbei, auch der Regen hat aufgehört und auf einmal ist es ganz leise. Stille ist ein Geräusch, hat die Autorin Juli Zeh mal geschrieben, vielleicht ist es aber auch ein Gefühl, denn hier lässt es sich spüren, wie die Stille einen umhüllt. Mit diesem Eindruck wechseln wir noch einmal den Ort des Geschehens und albern ausgelassen im Pool des Kärnten Badehaus Millstätter See. Die stilvolle Sauna entspannt die Glieder und wieder duftet es angenehm nach Zirbe.
Gut erholt lassen wir den Tag mit Kasnudeln und Grillteller ausklingen. Einen super romantischen Sonnenuntergang beschert uns der Himmel heute nicht, auch die Sterne verstecken sich hinter einer dicken Wolkendecke, aber das braucht es in unserem feinen Biwak nicht. Es reicht einfach nur hier zu sein, zu zweit, vereint und glücklich.
Als wir wieder die Augen aufschlagen erhellt das Morgenlicht unser Biwak. Eine Buchtenwanderung mit Ruderboot steht auf dem Programm. Fast lautlos gleitet das Boot durch das klare dunkelgrüne Wasser. Angenehm kühl ist es an diesem Morgen noch. Nachdem ich gestern unser Essen den Berg hinauf geschleppt habe, darf heute mein Freund ans Ruder und mich über den See chauffieren. Nur das leise Quietschen der Ruder und die Erzählungen über den Millstätter See von David, unserem Guide, unterbrechen die Stille. Am grünen Ufer sind die Kormorane zu Hause, zwei können wir weit oben am Himmel sehen. Schon etwas hungrig, rudern wir wieder zurück über den See.
Zurück im Biwak wartet schon ein großer Korb mit Frühstück auf uns. Der Duft von frischem Kaffee weht aus dem Biwak, während ich den Tisch decke. Vor uns baut ein älteres Paar rund um den Wohnwagen ihre Festung für die nächsten Wochen auf. Jeder Handgriff scheint über die jahrelange Wiederholung zur Perfektion gebracht. Er kümmert sich um die Außenanlage, während sie drinnen klar Schiff macht. „Ein eingespieltes Team“ ruft er uns mit einem Augenzwinkern zu.